Mustererkennung von pastoralen Blockaden bzw. Aufbrüchen
Auf welche Herausforderung reagiert das Projekt?
Das Forschungsprojekt nimmt das kirchliche Leben jenseits der festgefügten Gemeindestrukturen in den Blick. Gerade im Laufe der neueren Kirchengeschichte haben sich viele Sozialformen christlichen Lebens entwickelt und sind nach der eindrucksvollen Erfolgsgeschichte der klassischen „Gemeinde“ ab den 1950er Jahren neu in den Blick gerückt. Durch die vielen diözesanen Strukturreformen, die den Eindruck von sich verändernden Standards religiösen Lebens prägen, hat sich herausgestellt, dass die Pfarrei als administrative und auch diakonische Figur erheblich weiter zu denken ist als in ihrer faktischen Gleichsetzung mit „Gemeinde“.
Kooperationspartner:
Erzbistum Berlin
Laufzeit: 2016-2020
Es ist unverkennbar, dass die territorial verfasste Ortsgemeinde eine starke Milieuverengung aufweist. Sie mobilisiert nur noch einen geringen Teil der Bevölkerung, nämlich diejenigen, die stark am Nahbereich orientiert sind und dort Gemeinschaft suchen. Leider legt sich die Vermutung nahe, dass substanzielle Innovationserwartungen weniger bei „Pfarrei“ und „Gemeinden“, denn bei „Orten kirchlichen Lebens“ zu erwarten sind. „Orte kirchlichen Lebens“ bieten eine alternative Form kirchlicher Organisation und gemeindlichen Lebens an. Diese lohnt es sich zu untersuchen.
Ziel des Projektes ist die Erforschung und Identifikation von Innovations- und Blockademustern in der Geschichte ausgewählter Orte kirchlichen Lebens. Entsprechend einer Ekklesiologie der Grundvollzüge sind als Untersuchungsfeld dabei drei Orte kirchlichen Lebens ausgewählt worden, die einen diakonischen, liturgischen oder verkündenden Schwerpunkt haben.
- Diakonischer Schwerpunkt – LAIB und SEELE (St. Wilhelm Spandau): Hier interessiert vor allem das Selbstverständnis der LAIB & SEELE-Ausgabestelle als Ort kirchlichen Lebens sowie ihr Verhältnis zur Pfarrei St. Wilhelm.
- Liturgischer Schwerpunkt – Liturgie am Gottesdienststandort St. Ludwig: Hier wird untersucht, warum St. Ludwig zu einem der am besten besuchten Gottesdienststandorte im Erzbistum Berlin gehört und welchen Einfluss die Präsenz der Franziskaner besitzt
- Verkündigender Schwerpunkt – Religionsunterricht an öffentlichen Schulen in Berlin (Sonderstellung des Religionsunterrichtes in den Ländern Berlin und Brandenburg):An den beiden öffentlichen Schulen steht die Frage im Vordergrund, warum sich Schülerinnen und Schüler freiwillig für den katholischen Religionsunterricht entscheiden und was diesen in ihren Augen attraktiv macht.
Mit dem Blick auf die operativen Ziele des Projektes ist festzuhalten, dass die Identifikation von innovativen und blockierenden Handlungsmuster in der Organisation- und Arbeitsweise von Orten kirchlichen Lebens im Erzbistum Berlin gelungen ist. Es konnten sowohl neue Erkenntnisse im Bereich von Blockaden und Spannungen als auch im Bereich von Innovation und Erfolg gewonnen werden.
Die wissenschaftliche Begleitforschung kann außerdem feststellen, dass das Projekt in der Weise einen wahren Lerneffekt (auch für das gesamte Erzbistum Berlin) hatte, da es bis dato „blinde“ Flecken und Spannungsfelder im Kontext des Verhältnisses von Orten kirchlichen Lebens und Pastoralen Räumen aufgedeckt und bearbeitbar gemacht hat: