silentMOD: Der leuchtende, klingende, duftende Dom

Auf welche Herausforderung reagiert das Projekt?

silentMOD. Dieser Begriff steht im Rahmen der Computerspielemesse gamescom für drei unvergessliche Nächte in August 2016. Den Versuch, den Kölner Dom als Deutschlands größte Kirche und religiöses Wahrzeichen Nummer eins ganz neu erfahrbar zu machen – als ruhenden Pol in einer bewegten Stadt, als Raum für Krafterfahrung oder in der Sprache der Gamer eben: als Server.

Kooperationspartner:
Kölner Metropolitankapital

Laufzeit: 2015-2016

SilentMOD war ein gemeinsames Projekt des Kölner Domkapitels mit dem „Zentrum für angewandte Pastoralforschung“ (ZAP) der Ruhr-Universität Bochum. Aus der künstlerischen und theologisch-spirituellen Perspektive war das Konzept von silentMOD einfach und prägnant. Es ging nicht darum, dem Dom etwas hinzuzufügen, sondern die vorhandenen Kraftlinien des Domes zu verstärken. Die Mystik des kirchlichen Raumes wurde neu erschlossen, indem die Ausdruckswelten der Gamer mit dem architektonischen Zeugnis synchronisiert wurden. Dazu zählten eine Lichtinstallation außen und innen, ein 3D-Videomapping an der Eingangspforte („Pforte der Barmherzigkeit“), elektronische Livemusik mit DJs und ein ganz spezieller Duft.

Für den Soundtrack des Events engagierte das ZAP die prominenten DJs „Blank and Jones“, die ihre Musik als Mischung aus Ambient, Minimalismus und Electronica neu interpretierten und auflegten. In der Inszenierung kamen modernste Robotertechnik und das Know-how vom Lehrstuhl für Produktionssysteme der RUB und den Ingenieur Prof. Bernd Kuhlenkötter zum Einsatz, zudem der eigens dafür von dem renommierten Perfumeur Marc vom Ende in Zusammenarbeit mit dem Duftforscher Prof. Hans Hatt komponierte Duft „Incense 2.0“.

Da der Kölner Dom der Ort der Heiligen Drei Könige ist, sollten diese den Besuchern des Domes Wegweiser sein – durch drei Lichttunnel, die die Länge des Raumes durchmessen, und drei Industrieroboter im Inneren des Doms, die jeweils für einen der Sterndeuter standen. Ergänzt wurde die Lichtinstallation im Innern durch Lichtzeichen außen. Wenn es dunkel wurde, ging von den beiden Turmhelmen ein pulsierendes, blaues Licht aus. In Amplituden von etwa 90 Sekunden wurde das blaue Licht einem Dimmer ähnlich intensiviert und wieder abgeschwächt. Diese diskrete Illumination simulierte das Stand-by-Licht eines PC-Towers: Weithin sichtbar strahlt e der Dom seine ruhende Kraft aus – wie in einer Art „Ruhemodus-Leuchte“ der Stadt.

Licht, Ton, Duft, Raum und Haptik waren aber nicht bloße Illustration, Illumination oder Dekoration: Jedes Detail und das Konzept im Ganzen war Verkündigung. Zusätzlich zu den weithin sichtbaren Instrumenten der Inszenierung wirkten auch stille, persönliche Worte. So standen etwa 50 jugendliche Volunteers und 20 Seelsorge-Profis, die vom Projektteam geschult wurden, als präsente Ansprechpartner den Besuchern zur Verfügung.

Etwa 50.000 Menschen sind an den drei Abenden der Einladung zu diesem außergewöhnlichen Event gefolgt. Die Rückmeldung der Besucher bestätigte das Projekt-Team darin, dass silentMOD ein gegenwärtig passender Typ von Glaubenssprache war: profiliert, aber höflich; modern, aber nicht selbstausliefernd; sprechend, aber aus dem Zuhören heraus. Die Gottessuche so zu inszenieren und sich in ihr diskret verorten zu können, wirkte anziehend auf viele – übrigens auch auf potente Förderer aus der nicht-kirchlichen, wirtschaftlichen Welt und spiegelte sich auch in bemerkenswert positiven Medienecho wieder.