Pastoraltheologie und Kirchengeschichte im Gespräch – Workshops

Auf welche Herausforderung reagiert das Projekt?

Kirchengeschichte und Pastoraltheologie waren lange Zeit theologische Disziplinen, die weitgehend nebeneinander ohne besonderen Austausch existierten. Weitgehend folgenlos blieb so etwa der Vorschlag Karl Rahners einer prospektiven Kirchengeschichte. Das ist bedauerlich, da beide Fächer zentrale für ihr Selbstverständnis wichtige Frage teilen, wie etwa das Verhältnis von empirischer Analyse und normativer Bewertung oder was überhaupt untersucht werden soll – geht es um die Kirche, die Glaubenspraxen von Christinnen und Christen oder noch umfassender die Lebenswirklichkeit der Menschen? Gerade in Zeiten tiefgreifender kirchlicher Ab- und Umbrüche ist es daher umso wichtiger, die beiden Fächer in einen Austausch zu bringen. Dies erfolgte erstmals am 4. und 5.2019 in Tübingen, ein zweiter Workshop fand vom 11. bis 12.3.2020 in Bochum (VeranstalterInnen: Dr. Daniela Blum / Tübungen, Prof. Dr. Teresa Schweighofer / Berlin; JProf. Dr. Florian Bock, Prof. Dr. Andreas Henkelmann, und Björn Szymanowski / alle Bochum) eine dritte Ausgabe zum Thema „Macht und Machtausübung“ ist für 2022 ist in Planung.

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Die Geschichte der Laien in der Seelsorge

Die historische Erforschung der Umbrüche, die das Zweite Vatikanische Konzil und seine Implementierung herbeiführten, hat erst seit einigen Jahren begonnen. Dabei wird erkennbar:

Die Vorstellung einer Säkularisierung im Sinne eines Verlusts an Mitgliedern, Einfluss und Bedeutung ist einseitig und sollte um eine Perspektive, die auf Transformationen abhebt, ergänzt werden. Ein starkes Argument für einen solchen Ansatz ist die Geschichte der hauptamtlichen Laien in der Seelsorge, die v.a. nach dem Zweiten Vatikanum eingestellt wurden. Das Projekt untersucht so an der Geschichte der hauptberuflichen Laien in der Seelsorge komparativ die Wandlungsprozesse zweier lokaler Kirchen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil.

Macht und religiöser Eigensinn in der vorkonziliaren Kirche

Das Thema Macht hat innerkirchlich und theologisch in den letzten Jahren eine enorme Aufwertung erfahren. Allerdings mangelt es an historischen Perspektiven. Häufig wird so für die vorkonziliare Kirche von einem deutlichen Gegensatzpaar zwischen einer allmächtigen Amtskirche und einem ohnmächtigen Kirchenvolk ausgegangen. Das Ziel des Projektes ist es, dieses Gegensatzpaar in historischer Perspektive zu dekonstruieren. Es nimmt dafür bewusst eine Perspektive von unten ein und fragt an ausgewählten Konfliktfeldern in Anlehnung an Alf Lüdtkes Arbeiten zum historischen Eigensinn, den er v.a. für Arbeiter im Kaiserreich erforscht hat, nach dem religiösen Eigensinn des Kirchenvolkes.