zap befragt Stuttgarter Katholikinnen und Katholiken

Kirche verändert sich – auch in Stuttgart. Vor zwölf Jahren hat die Katholische Kirche in Stuttgart den Prozess Aufbrechen angestoßen mit dem klaren Ziel, für die Zukunft gut aufgestellt zu sein. Aber wurden alle Ziele erreicht, die mit dem Prozess Aufbrechen verbunden waren? Um dies herauszufinden, hat das katholische Stadtdekanat eine Evaluation in Auftrag gegeben. Das Zentrum für Angewandte Pastoralforschung (zap) an der Ruhr-Universität Bochum hat im Rahmen eines Forschungsprojekts sämtliche Dokumente ausgewertet und auf dieser Grundlage acht Interviews geführt und zwei Umfragen erarbeitet. Die Befragungen laufen derzeit. Die Ergebnisse wird das zap im April präsentieren

Gut zusammengefasst finden sich Ziele des Entwicklungsprozesses bereits in dem vollständigen Titel: Aufbrechen – Kirche in der Stadt und für die Stadt. „Für alle, die 2012/13 in Arbeitsgruppen und vielen Sitzungen mitgewirkt haben, war das übergeordnete Ziel: Wir wollen Kirche für die gesamte Stadt sein, wir wollen in die Stadtgesellschaft hinein wirken, wir wollen wahrgenommen werden, mitreden und den Stuttgarterinnen und Stuttgartern Anlaufpunkte bieten“, sagt Stadtdekan Christian Hermes, der den Prozess im Herbst 2011 angestoßen hat. Eine fundierte Auswertung von Aufbrechen hält der Stuttgarter Stadtdekan für wichtig, um Schlüsse für die weitere Entwicklung der katholischen Kirche in Stuttgart ziehen zu können. „Die Evaluation ist schon der erste Schritt hin zu einem neuen Entwicklungsprozess. Wir verlieren weiter an Mitgliedern und in der Folge auch an finanziellen Möglichkeiten. Wenn wir nicht Getriebene sein wollen, sondern uns als Stadtkirche Gestaltungsfreiräume erhalten möchten, müssen wir mit unseren Ressourcen gut haushalten und auch zu weiteren Veränderungen und Reduzierungen an bestimmten Stellen bereit sein. Die Evaluation kann uns als Kompass für die weitere Entwicklung dienen“, so Christian Hermes.

Wie läuft die Evaluation ab?

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bochumer Zentrums für Angewandte Pastoralforschung haben in den vergangenen Monaten bereits die Protokolle, Gremienbeschlüsse und anderen Dokumente zu Aufbrechen ausgewertet. Im zweiten Schritt hat die Psychologin und Religionswissenschaftlerin Veronika Eufinger vom zap längere qualitative Interviews mit acht Menschen geführt, die am Prozess beteiligt waren oder diesen von außerhalb beobachtet haben. Auf Basis der Dokumente und der Interviews wurden dann zwei unterschiedliche Umfragen aufgesetzt: Die erste Befragung richtet sich an 2000 Menschen, die haupt- oder ehrenamtlich für die katholische Kirche in Stuttgart tätig sind, die andere an Stuttgarter Katholikinnen und Katholiken, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt werden.

Interne Befragung richtet sich an Haupt– und Ehrenamtliche

Bei der internen Befragung werden folgende Gruppen angeschrieben: Pfarrer und pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch aus den muttersprachlichen Gemeinden, Mesnerinnen und Mesner, Pfarramtssekretärinnen und -sekretäre, Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker, Mitarbeitende des kirchlichen Verwaltungszentrums, der Sozialstation, der Kitas, der Verwaltung und anderer Einrichtungen des katholischen Stadtdekanats Stuttgart. Von ehrenamtlicher Seite werden die Mitglieder der Kirchengemeinde- und Pastoralräte und des Stadtdekanatsrats angeschrieben und um Teilnahme gebeten. Die Teilnahme ist selbstverständlich freiwillig, die Antworten werden direkt an das Zentrum für Angewandte Pastoralforschung übermittelt, so dass Datenschutz und Anonymität gewährleistet sind. Diese interne Befragung läuft vom 2. Februar bis 1. März, der Fragebogen muss online ausgefüllt werden.

Wer sich den Fragebogen anschauen möchte, findet diesen hier.  

„Je mehr Menschen sich beteiligen, umso vielfältiger und aussagekräftiger wird das Bild, das wir bekommen. Deshalb hoffen wir auf eine hohe Beteiligung“, sagt Johannes Reich, der Geschäftsführer des Katholischen Stadtdekanats Stuttgart, der seitens der Stuttgarter Kirche für die Evaluation verantwortlich ist. Um ein möglichst breites Bild zu bekommen, gibt es auch eine zweite Befragung von katholischen Kirchenmitgliedern in Stuttgart.

Stuttgarter Katholikinnen und Katholiken werden nach ihrem Urteil gefragt

Aus den insgesamt 118 000 Kirchenmitgliedern wird eine repräsentative Zufallsstichprobe gezogen. Angeschrieben werden auf Basis dieser Auswahl insgesamt 5300 Stuttgarter Katholikinnen und Katholiken. „Die repräsentative Ziehung berücksichtigt folgende Merkmale: Verteilung über die Ortsgemeinden in Stuttgart und Nationalitäten. Bezüglich Altersgruppe, Familienstand und Geschlecht gehen wir davon aus, dass die Zufallsziehung eine ausreichend repräsentative Verteilung erzeugt“, erläutert Johannes Reich.

15 bis 20 Minuten für die Online-Befragung

Wer online an der Befragung teilnimmt, hat die Chance, einen Gutschein für das Mela-Café im Haus der Katholischen Kirche zu gewinnen. „Wir freuen uns, wenn sich die Menschen die 15 bis 20 Minuten Zeit nehmen, an der externen Befragung mitzuwirken. Wir fragen zunächst nach der Haltung zu Kirche und Religion allgemein, um dann konkreter auf die Kirche vor Ort einzugehen“, so Johannes Reich. Diese repräsentative Befragung der Kirchenmitglieder läuft vom 9. Februar bis zum 8. März. Auch hier gehen die Antworten direkt an das Zentrum für Pastoralforschung, auch hier ist die Anonymität gewährleistet. Eine Teilnahme ist nur für die Menschen möglich, die im Rahmen der internen oder der externen repräsentativen Befragung angeschrieben worden sind.

Wer sich den Fragenkatalog anschauen möchte, findet diesen hier.

Die Ergebnisse der Evaluation werden Veronika Eufinger vom zap und Johannes Reich als Geschäftsführer des Stadtdekanats dem Stadtdekanatsrat am 25. April präsentieren. „Die Evaluation gibt uns die Gelegenheit, unser Vorgehen zu reflektieren: zu sehen, was ist gut gelaufen, was nicht, wo haben wir unsere Ziele erreicht und wo nicht“, sagt Johannes Reich. Oder wie Stadtdekan Christian Hermes meint: „Die Befragung ermöglicht uns nochmals eine ganz andere Sicht auf den Prozess. Die Antworten werden uns auch zeigen, was die Menschen von der Stuttgarter Kirche erwarten.“